Jim Walmsley: Der Weg nach Chamonix
WIE HAST DU DICH IM LETZTEN JAHR ALS SPORTLER WEITERENTWICKELT? INWIEFERN IST DER JIM WALMSLEY VON 2023 EIN ANDERER ALS DER VON 2021?
Man lernt nie aus und ich versuche kontinuierlich zu lernen, wie ich bei sehr langen Ultraläufen lange durchhalten und meine beste Performance bringen kann. Das ist etwas, was man schwer trainieren kann und nur durch viele Rennkilometer verbessern kann. Ich habe versucht, ein System zu entwickeln, das mir vertraut ist und mit dem ich mich wohlfühle. Letztendlich glaube ich, dass ich mit diesem System ein stärkerer und widerstandsfähiger Athlet werden kann, der auch schwierige Strecken und Wetterbedingungen übersteht.
WANN HAST DU ZUM ERSTEN MAL STÖCKE GENOMMEN UND WIE HAT ES SICH FÜR DICH ANGEFÜHLT?
Das erste Mal Stöcke benutzt habe ich 2017 in der Vorbereitung für den UTMB. Das war im Juli für ein Rennen im August mit einem Monat Zeit dazwischen - das ist rückblickend echt verrückt. Ich habe mich direkt mit den Stöcken wohlgefühlt, allerdings habe ich mit sehr kurzen Stöcken angefangen, was mir damals empfohlen wurde. Im steilen Gelände hat es deshalb nie zu 100% gepasst.
WANN HAST DU ANGEFANGEN DICH MIT STÖCKEN WOHLER ZU FÜHLEN? HAT ES IRGENDWANN KLICK GEMACHT?
Den größten Fortschritt habe ich vermutlich im Dezember 2020 gemacht, als ich mit dem Langlaufen begonnen habe. Vielleicht war das der Klick-Moment. Ich habe längere Stöcke benutzt und mich auf die Kraftübertragung aus Rücken und Schulter und nicht aus den Armen konzentriert. Neben dem Langlaufen habe ich in diesem Winter auch mit dem Skibergsteigen begonnen. Die Wintersportaktivitäten waren auf jeden Fall der Schlüssel zum Erfolg. Mittlerweile konzentriere ich mich im Winter sehr auf Stocksportarten, was das Training anbelangt. Meinen Rennkalender für den Sommer plane ich dann mit herausfordernden Strecken mit vielen Höhenunterschieden. Das erste Mal einen großen Unterschied als ich mit Stöcken lief, bemerkte ich beim MIUT im Jahr 2022, das war ein Wahnsinnseffekt.
WINTERAKTIVITÄTEN ALS ERFOLGSKONZEPT - KANNST DU DAS NÄHER ERKLÄREN?
In den Jahren 2017 und 2018 habe ich in jeder Saison ein oder zwei Monate lang Stöcke verwendet. Letztendlich war ich aber frustriert mit den Stöcken, die ich ausprobierte. Das lag rückblickend wahrscheinlich vor allem daran, dass sie zu kurz waren. Im Winter 2020/2021 begann ich mit dem Langlaufen und dem Skitourengehen. Ich probierte längere Stöcke als beim Trailrunning. Beim Langlaufen startete ich mit 170 cm langen Stöcken, beim Ski Mountaineering mit 140 cm und 145 cm langen Stöcke. Beim Langlaufen und Skitouring gibt es schon mehr Erfahrung, was die Art und Weise wie man Stöcke benutzt, anbelangt. Die Bewegungsabläufe auf das Trail Running zu übertragen hat mir sehr geholfen. Ich bin dann auch auf längere Stöcke im Trail Running umgestiegen. 2017 habe ich mit 120 cm langen Stöcken angefangen, was mir rückblickend unglaublich kurz vorkommt. Letztes Jahr habe ich 130 cm lange Stöcke benutzt und fühlte mich damit ziemlich wohl. Wahrscheinlich kann ich meine Haltung und die Kraftübertragung noch mehr verbessern wenn ich auf 135 cm lange Stöcke umsteige, aber das ist ein Prozess. Durch die vielen Anpassungen habe ich mich richtig in das Thema reingefuchst und eine Leidenschaft dafür entwickelt. Das Wissen, die Erfahrung und die Ressourcen von LEKI sind für den Weg, auf dem ich mich befinde, sehr wertvoll.
WAS WÜRDEST DU RÜCKBLICKEND ANDEREN TRAIL RUNNERN EMPFEHLEN, DIE EINE EFFIZIENTE TECHNIK FÜR DAS LAUFEN MIT STÖCKEN ENTWICKELN WOLLEN?
Geht los und findet Strecken, auf denen ihr eure Stöcke regelmäßig einsetzt. Achtet auf die Höhenunterschiede bei lokalen Touren und übt das ganze Handling mit den Stöcken. Also nicht nur die Technik an sich, sondern auch das schnelle Ein- und Ausklicken sowie das Verstauen.
WAS SIND DEINE BEVORZUGTEN GRIFFSYSTEME IM WINTER UND IM SOMMER? WARUM BEVORZUGST DU DAS SHARK-SYSTEM IM SOMMER UND DIE OFFENE SCHLAUFE IM SKIMO?
Ich bevorzuge das Shark System, wenn ich auf der Suche nach der ultimativen Kraftübertragung bin. Das Shark System verbessert meine Technik und reduziert gleichzeitig die Ermüdung während des Rennens. Für alle Trailruns im Sommer und für vertikale Bergläufe im Winter verwende ich das Shark System. Im Winter bevorzuge ich manchmal die offene Schlaufe. Zum Beispiel wenn ich weiß, dass mich im Rennen viele Kletterpassagen erwarten, bei denen ich meine Hände zum Klettern brauche.