Vorteile von Stöcken beim Trail Running_Header

Die Vorteile von Trail Running Stöcken

MAN KÖNNTE GANZE BIBLIOTHEKEN MIT BÜCHERN ÜBER DIE WISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNG ÜBER LAUFSCHUHE FÜLLEN. DAS LAUFEN MIT STÖCKEN DAGEGEN IST NOCH EIN WEITGEHEND UNERFORSCHTES GEBIET. WIR GEBEN EINEN EINBLICK IN DEN AKTUELLEN STAND DER WISSENSCHAFT.


 

EINLEITUNG

Der Status Quo: Kein Trail Runner im Feld der Top-Finisher kann ein Rennen wie den UTMB ohne Stöcke durchstehen. Sowohl für Weltklasse-, als auch für Amateursportler:innen versteht es sich von selbst, bei längeren Rennen mit großen Höhenunterschieden Stöcke zu benutzen. Was genau bewirken die Stöcke also? Um die genauen Auswirkungen von Stöcken beim Trail Running wissenschaftlich zu verstehen, muss man die Sache aus zwei Perspektiven betrachten. Zunächst einmal aus der biomechanischen Perspektive. Hier stellt sich die Frage, wie sich die Bewegung des Körpers und insbesondere die Muskelaktivität verändert? Zweitens, die Stoffwechsel-perspektive. Wie Verhalten sich die chemischen Prozesse in unserem Körper, die Sauerstoffaufnahme und vor allem die Herzfrequenz?


BIOMECHANIK 

Grundsätzlich ist klar: Der Einsatz von Stöcken entlastet die Beine und verlagert einen Teil der Beanspruchung auf den Oberkörper. Das Ganze kostet Sauerstoff (wird später erklärt). Die generelle Meinung, dass die Beine durch Stöcke geschont werden, hat auf jeden Fall einen wissenschaftlichen Hintergrund. Forschungen zeigen, dass die Schrittlänge durch die Benutzung der Stöcke zunimmt, das wiederum führt zu einer höheren Geschwindigkeit (Willson et al. [1]). Gleichzeitig nehmen die Bodenreaktion und die Gelenkkraft ab. Im Grunde geht es darum, die unteren Gliedmaßen weniger zu belasten, sodass längere Strecken zurückgelegt werden können. Die unteren Körperteile müssen beim Laufen den Großteil der Arbeit übernehmen. Deshalb bewahrt jedes Prozent Belastung, das auf Arme, Schultern und Körpermitte verteilt werden kann, die Beine davor, nach unzähligen Kilometern und stundenlangem Laufen zu ermüden.

 

STOFFWECHSEL

Zusammenfassend zeigen die meisten wissenschaftlichen Ergebnisse einen signifikanten Anstieg des Sauerstoffbedarfs, der Herzfrequenz und des Energieverbrauchs beim Einsatz von Stöcken. In einigen Untersuchungen wird eine deutlich geringere Intensitätswahrnehmung bei steileren Anstiegen und Downhills angegeben. Außerdem wurden geringere Muskelschmerzen und eine schnellere Erholung sowie eine Steigerung der Laufgeschwindigkeit mit Stöcken festgestellt. Im Grunde kann man sagen: Wenn die Beine mehr geschont werden, wird das mit einer intensiveren Herz-Kreislauf-Arbeit ausgeglichen. Das erklärt auch, warum Stöcke auf kürzeren Strecken weniger effektiv sind: Bei den meisten Läufer:innen ist der Engpass die kardiovaskuläre Leistungsfähigkeit. Bei Ultraläufen mit großen Höhenunterschieden sind Stöcke also ein entscheidender Faktor.


FAZIT

Die allgemeinen Vorteile von Stöcken liegen auf der Hand. Dennoch sind noch viele Fragen von der perfekten Länge bis hin zur Erforschung der effizientesten Technik je nach Strecke und dem Grad der körperlichen Erschöpfung ungeklärt. Uns ist es ein großes Anliegen, diese Forschung weiter voranzutreiben und neue Erkenntnisse zu gewinnen. Eine spannende Erkenntnis, die uns in letzter Zeit aufgefallen ist: Immer mehr LEKI-Athlet:innen wählen mit der Zeit längere Stöcke. Das resultiert daraus, dass sich ihre Technik im Laufe der Zeit verbessert und sie lernen, wie sie die maximale Hebelwirkung für ihre Leistung einsetzen können. 

Unterstützt durch den Lehrstuhl für Biomechanik der Universität Bayreuth.